Reportagen & Interviews über
Kunst, Kultur, Kreativität der Klingenstadt
Bilderzeige-Abend: Bettina Heinen-Ayech über ihre Solinger Herkunft & ihr Leben in Algerien (Atelier „Gleis 3“, Güterhallen Solingen)

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Das ewige, nicht nur Solingerische Problem: Propheten gelten nichts im eigenen Lande. Solingen hat tolle Maler, viele, immer schon (und andere Künstler). Zur Kenntnis genommen werden sie in der Klingenstadt eher selten und wenn, dann von einem wissend-insiderischen Publikum, von einer Art Kunstinteressierten-Elite, aber kaum von der sprichwörtlich Breiten Bevölkerung. Schade. Bettina Heinen-Ayech ist so eine Malerin von ungemein packender Ausdrucksstärke, die man nicht erst bewundern sollte (nicht nur symbolisch gesagt, „die Welt“ tut es längst), wenn man es ihr nicht mehr sagen kann. Obwohl, da ist sie bekennendes Solinger Mädchen geblieben, sie sich nicht kümmert um das, was die Leute sagen, sagt sie ... — und gibt Einblicke in ihre Gedankenwelten, fußend auf der Summe ihres Lebens. Ihr Sohn, Dr. Haroun Ayech, begleitet sie und ergänzt Anekdotisches.
Wahrlich eins jener kleinodischen Highlights, von denen Solingen mehr zu bieten hat als die öffentliche Meinung und wohl auch das öffentliche Leben zur Kenntnis nehmen.
unbunt Conny Schüssler + Norbert Sarrazin (Atelier „Künstlerpack“, Güterhallen Solingen)


click Namen seien, wie das Sprichwort weiß, Schall und Rauch. Will sagen, nicht weiter wichtig. Können sie aber sein, wenn sie zugleich für Programmatisches stehen, wie ein Titel eines Bildes, einer Ausstellung. Unbunt ist ein solches Wort, über welches man philosophieren könnte: ist denn wirklich bunt das so normale, dass es der Erwähnung des Gegensatzes, der Nicht-Farblichkeit, überhaupt bedarf? Augenärzte und Kommunikations-Theoretiker mögen da ihre spezifische Meinung haben, zwei Künstler aus Solingen zeigten mutig und selbstbewusst die ihrige. Und es gelang ihnen eine leider nur kurze, um so sehenswertere off-mainstream-Hängung/-Ausstellung, die in neue Dimensionen des Sehens führten. Von denen anwesende Künstler (wahrscheinlich sehr zu recht) sagten, es seien eigentlich die uralten, prinzipiellen, grundlegenden. Die eben nur in Vergessenheit geraten sind in unserem schrillbunten Leben.
Fotografie an und jenseits der Grenze des Lichtbildnerischen und „Gemälde“, die eigentlich nur eins sind: auf ewig festgehaltene Dynamik, Kynetik, spontane Emotion (oder auch, wer weiß, emotionale Spontaneität).
48h Hannover 2014 (etwas aus Solingen ist auch dabei :-)


click Hier findet das Original statt, jene augenzwinkernde „Gehässigkeit“ der Kunst, keine Ausreden des Publikums gelten zu lassen. Die da immer wieder lauten keine Zeit, bin gerade verhindert, übermorgen gerne, schade – heute nicht. Und dergleichen. Ralf Sommer, der Initiator, sagt klipp und klar: „Wenn man in der Stadt anwesend ist, hat jeder binnen 48 Stunden am Stück Zeit, eine Ausstellung zu besuchen, die in dieser Spanne Tag und Nacht geöffnet ist.“ Der Erfolg dieser Idee ist zum Selbstläufer geworden, sie ist Bestandteil des Kulturlebens der niedersächsischen Landeshauptstadt. Maler und Skulpteure aus Hannover, Niedersachen, Deutschland und andern Ländern zeigen, was sie jüngst geschaffen haben.
Timm Kronenberg griff diese Idee auf und brachte sie nach Solingen, ins Bergische. Seitdem besteht eine Art Kulturpartnerschaft Hannover-Solingen, man stellt gegenseitig aus und nimmt am Event der anderen teil.
city-art-project: cap-galerie in den Clemensgalerien, Solingen-Mitte


click Wenn aus Leerstand ein Lehrstand wird, ist das mehr als nur Wortspielerei. Erstens ist es ein Zeichen, dass eine Stadt (leider) nicht mehr die finanzielle Potenz oder infrastrukturelle Attraktivität hat, kommerzielles Leben in die City zu locken und dort zu halten (weil schlichtweg Kaufkraft und Kunden fehlen oder die Situation nicht begehrenswert genug ist). Und zweitens ist es mehr als nur ein „verzweifelter Versuch“, den man als Lösung ohne große Chance abtun könnte. Hier in Solingen hat geklappt, was vielleicht – zumindest für eine begrenzte Zeit &ndsh; das wortwörtliche „aus der Not eine Tugend machen“ sein könnte, nein: IST. Weil jetzt Kunst sozusagen im Mittelpunkt, in Schaufenstern steht und damit unübersehbar öffentlich ist.
Dank an das Management der Clemens-Galerien, die Räume zur Verfügung zu stellen und Dank an viele Solinger Künstler im cap-Team (city-art-project), die mit beharrlicher Geduld bei der Stange bleiben, auch wenn, wen wundert's, das Solinger Publikum weniger Kunstwerke gegen Bares kauft, als eigentlich schön und erhofft wäre ...
Kultur, Kreativität, Kunst in der Klingenstadt


click Wer wieder einmal anstelle selbst machbarer Erfahrung und der konkreten Realität nur platte Sprüche von sich geben und Vorurteile bis zum Erbrechen aufkochen will, könnte die Solinger Kulturnacht für eine Art Augenwischerei-Legitimations-Veranstaltung halten. Jaaaa, man macht es halt. Aber eben nur, um was getan zu haben. Noch weiter kann man nicht von der Wirklichkeit entfernt sein, als mit solch krudem Gedankenwerk. Nein, Solingen ist und hat Kultur, Kunst, Kreativität und gestalterisch-musisches Können. Und das in so großem Maße, dass kaum Platz in Events und Veranstaltungen bleibt, alles und jedes Sehens-/Hörenswerte zu präsentieren. Die Kulturnacht ist jährlich ein munteres Treiben in allerlei besonderen Locations, die Vielfalt präsent zu machen. Ob im Kult(ur)-Obus, den Museen, anderen öffentlichen Räumen: das ist ein Festival im besten Sinne, nämlich ein Fest für alle Sinne.
Termin vormerken für 2015, Ausreden gelten nicht: Samstag, 11. April 15, abends bis nach Mitternacht.